Gemeindeberg Stürza bis zu 10 m niedriger, als gedacht
Die Stürzaer Berge sind ein kaum zu übersehender, aber oft nur wenig beachteteter Höhenzug. Zu unrecht, denn ist doch ein Gebirge erst dann ein „richtiges Gebirge“, wenn es über 400 Meter misst und ohne den Hohburkersdorfer Wachberg (allgemein als Hohburkersdorfer Rundblick bezeichnet, was nicht ganz richtig ist, s. u.), würde das Elbsandsteingebirge erst an Waitzdorfer Höhe (413), Gickelsberg (413), Lilienstein (415) und Hohem Torstein (425) losgehen. Bastei und Brand wären „Hügelland“. Erst die Stürzaer Berge adeln Bastei und Brand zum Gebirge.
Mailanfrage von Bernd Heinrich aus Dittersbach: „Während sich die einschlägigen Karten bezüglich der Höhen von Böhmensberg und Hutberg im Gemeindegebiet von Dürrröhrsdorf-Dittersbach einig sind, schwanken die Angaben für den Gemeindeberg zwischen 367 und 377 m. Die wahre Höhe ist „wichtig“ im Vergleich zu Böhmensberg, der mit 371 m als der höchste im Gemeindegebiet gilt [...] Das GPS zeigt am Gemeindeberg widersprüchliche Höhen an, obwohl Böhmensberg und Hutberg richtig bestimmt werden. Kannst du helfen?“
Falsche Karten? Das darf nicht sein. Meine Stolpen-Karte weist den Gemeindeberg mit 371,5 m auf, das ist der Messtischblatt-Wert. Also mal in das DGM1 von GeoSN nachgucken, und da kann man gleich mal alle Berghöhen der Umgebung mitbestimmen:
Hier die genauen Angaben:
Fazit:
- Bernd Heinrich hat recht, die Höhe des Gemeindeberges 371 und 377 ist falsch, wobei 371 vom Messtischblatt stammt und 377 vermutlich ein Abschreibfehler in subalternen Karten ist.
- Exakte Höhe Gemeindeberg 367,35 m ü NHN.
- Der Fuchshübel (an der Felskante) 100 m südlich ist mit 367,92 m ü NHN nochmal 57 cm höher, das ist die Messtischblatt-Höhe 371,5 m
- Also haben sich die Kollegen 1931 um 3,58 m vermessen, das war auch damals eigentlich schon ganz schön viel.
- Allerdings ist aber der 370,73 m ü NHN hohe Böhmensberg möglicherweise doch nicht der höchste Berg von Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Das könnte auch der Hutberg (und zwar der östliche Hutberg „Nr. 2“) mit 398,28 m ü NHN sein. Der freilich liegt ganz im Osten, nach meinen Unterlagen führt über ihn gerade noch die Gemeindegrenze. Auf Hohnsteiner Flur folgt nach einem kleinen Tal (in welchem übrigens der Amselgrundbach entspringt) ...
- ... der Hohburkersdorfer Wachberg, der sich mit 400,96 ü NHN als Vierhunderter klar bestätigt hat. Hier bitte beachten, es ist dies der unwegsame Berg etwa 300 Meter nordwestlich vom „Hohburkersdorfer Rundblick“. Neuerdings steht dort „Grafs Linde“. Nur dort ist es 400 m hoch, der Hohburkersdorfer Rundblick selbst (am Kriegerdenkmal) misst nur 393,09 m ü NHN.
- Wobei der Zentimeter natürlich eine geodätische Wichtigtuerei ist. Aber selbst beim Mount Everest wird ja (mit 8848,86 m) neuerdings auch der Zentimeter angegeben.
- Alte Topografenregel: Höhenpunkte haben eine Genauigkeit von etwa ±30 cm genau. Angegeben werden sie stets auf 0,1 m genau. Und noch eine alte Regel von Hans Brunner, die ich ststs beachte: Höhen werden immer abgerundet, nie aufgerundet.
Also auf ins Hohburkersdorf-Stürza-Dobra-Lohmener Land. Wunderbare Fernsichten, wenig Begängnis, anders, als im Kirnitzschtal massenhaft kostenlose Parkmöglichkeiten. Böhm-Wanderkarte Stolpen mitnehmen, da ist alles drauf.
10.05.2021 Initial