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Teil 1: Das Feldbuch (diese Seite)
Teil 2: Die Reinzeichnung
Teil 3: Die Weiterbearbeitung am Computer
Die Topographie, das Autorenoriginal oder – das Feldbuch
Das A und O einer Kartenzusammenstellung ist ordentliches Ausgangsmaterial. Der Vergleich mit den Entdeckerreisen durch Innerafrika hinkt insofern, als dass wir nun nicht mehr mit Kamel und Sextant ins Gelände gehen. Raus sollte man aber schon, wenn man eine Wanderkarte machen will.
Die Grundlage der Karte bildet das alte noch in Kupfer gestochene Messtischblatt aus dem Jahr 1931. Es ist schon erstaunlich, wie viel Arbeit sich unsere Altvorderen gemacht haben:
Die Grundlagenkarte wird auf „Feldbücher“ kopiert und damit geht es wochenlang ins Gelände. Dabei entsteht eine für den Außenstehenden recht rätselhafte Hieroglyphenzeichnung. PF heißt Pfad, FW Fußweg und WW Feld- und Waldweg:
Denksteine, Klettergipfel, Aussichtspunkte, Schutzhütten, Wildfütterungen, Höhlen, Forstgrenzsteine ... alles kommt ins Feldbuch. Die roten Eintragungen sind übrigens die Felsen. Mit den Punkten kennzeichne ich die verschiedenen Wandhöhen. Ein Punkt = 5-10 Meter, zwei Punkte = 10-20 Meter, drei Punkte = 20-40 Meter, vier Punkte = 40-80 Meter:
Worauf es da alles zu achten gilt. Eine tschechische gelbe Wegemarke ...
Ein paar einsame Stufen. Wie alt mögen diese sein? Und wie schnell sind sie übersehen ...
Und was ist denn das?
Boofen kommen zwar in meine Feldbücher, aber nicht in die Karte. Denn Boofen sind Schätze, die jeder selbst finden muss. Wie Geocaches.
Zu Hause plotte ich mir dann die Tracks der abgegangenen Wege aus:
Wertvoll war weiterhin ein supergenaues Laserscanning Höhenmodell vom Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der TU Dresden. Damit wurden hochwertige Höhenlinien und Felskonturen gewonnen.
Höhendaten: Technische Universität Dresden, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung.
Laserscannerbefliegung Elbsandsteingebirge 2005, GEN_L8_LIC_026/2011
In dem Modell sind jedoch nicht nur Berge und Täler zu sehen, sondern auch vielfältige lineare Spuren uralter Weglinien – das sind eben auch so kleine Tricks der Böhmwanderkarten:
Höhendaten: Technische Universität Dresden, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung.
Laserscannerbefliegung Elbsandsteingebirge 2005, GEN_L8_LIC_026/2011
So konnte ich z. B. längst verwachsene Schneisen ermitteln, die in den 1950er Jahren als Grenz-Bewachungsschneisen durch den den Wald geschlagen worden sind.
Die Klettergipfel wurden aus dem Kittler-Kletterführer (s. u.) und dem tschechischen Online-Kletterführer entnommen und zu Gipfellisten zusammengestellt:
Weitere Quellen waren:
- Eine legendenumwobene „Touristenkarte von Zeidler und Umgebung“ (Druck Gbr. Lissel, Leipzig, etwa 1902), die ich 1994 von Achim Gnauck, Hinterhermsdorf in Kopie erhalten habe;
- Die Schulz-Störznersche Meinhold-Karte „Hinterhermsdorf und die Schleusen 1:16666“ von 1913;
- Die hervorragend gemachten Karten aus dem Kittler-Kletterführer (Albrecht Kittler: Böhmische Schweiz. Kletterführer. Band III. – Naundorf: Kittler 2000). Kartenautor Gerald Männel;
- Die tschechische Základní mapa 1:10000 (Topographische Karte) aus dem Jahr 1981;
- Der aktuelle Häuserbestand wurde aus www.mapy.cz entnommen;
- Tschechische Flurnamen ergänzte ich nach der offiziellen tschechischen Nationalparkkarte 1:25000, wohl von Karl Stein, Děčín redigiert.
Schließlich sei auch auf die phantastische Möglichkeit verwiesen, die ein Kartenabgleich mit Google Earth bietet:
(Quelle: Google Earth, GEODIS Brno, GeoBasis - DE/BKG 2009/2013, 33 U 461006.23 E 5641761.11 N.)
Man darf aber ein Satellitenbild auch nicht überschätzen. So wertvoll die Bilder sein können, eine Erkundung vor Ort können sie nicht ersetzen. Insbesondere kann die Vegetationbedeckung die Erkennbarkeit der Landschaft erheblich einschränken.
Eine ganz besondere Quelle habe ich übrigens hier entdeckt. Link funktioniert nicht immer. Und dauert etwas. (Und wird nicht aktualisiert.) Es ist dies das von der Bundesrepublik bei den Vereinigten Nationen hinterlegte Grenzkartenwerk der gemeinsamen tschechisch-deutschen Vermessung der Staatsgrenze. In einem Maßstab, in dem sogar die Böhm-Wanderkarten vor Neid gelb werden. Kaum zu glauben, wer da so alles beim Schwarzen Tor und der Major-Diekau-Inschrift rumkriecht. Übrigens schon seit 500 Jahren. So in unregelmäßigen Abständen von etwa 30 Jahren.
Wenn dann alle Informationen zusammengetragen sind, kann die Reinzeichnung begonnen werden.
29.07.2013
22.08.2013
02.11.2013