Wie Wege sich ändern ...

Oberhalb der Rotkehlchenstiege

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Gebiet 1: Nördlich der Hohen Liebe
Gebiet 2: Unterhalb der Affensteine
Gebiet 3: Oberhalb der Rotkehlchenstiege (Diese Seite)
Gebiet 4: Kleiner Winterberg
Gebiet 5: Großer Winterberg

Wo schon immer gewandert wird, ist das Wegenetz langfristig stabil

Nun hinein in das Kern-Wandergebiet von Schrammsteinen, Affensteinen und oberhalb der Rotkehlchenstiege. Es ist dies das Gebiet der Fußwege und kleinen Pfade.

Oberhalb der Rotkehlchenstiege

Was mag sich hier alles geändert haben? Klar, die Massentouristen, die alles immer breiter austreten und für Beunruhigung sorgen. Und dann, der Nationalpark. Natur Natur sein lassen, und alle Wege wachsen zu. Dem wollen wir nun einmal auf den Grund gehen.

Alte Karte:

Oberhalb der Rotkehlchenstiege

Aktualisierte Karte:

Oberhalb der Rotkehlchenstiege

Interessanter Befund, an den Wegen hat sich fast nichts geändert. Bereits unten in Rauschen- und Falkoniergrund, (A) und (B): Wegklasse nach wie vor Fußweg. Wie sieht es weiter oben aus? Exemplarisch, Heilige Stiege (C), Zurückesteig (D), unverändert. Auch sonst kaum Änderungen im Wegenetz. Den seit 2006 bestehenden Malerweg (E) hatte ich schon in der Vorauflage nachgetragen. Kleine Änderung bei (E): Der Wegweiser oberhalb der Lehne steht nun auf der anderen Seite. Hier wurde auch die neue Notfall-Nummer 2051 der Nationalparkverwaltung hinzugesetzt. Wie an manch anderen Stellen auch.

Ein verwundernder Befund: Es gibt kaum Wegeänderungen. Die Wege wachsen weder zu, noch wird alles immer begangener und überlaufener.

Und doch wenig erstaunlich, wenn wir an die Seele unserer Wege denken: Wege sind unsere eigenen Spuren. Hier wird seit ganz langer Zeit schon gewandert. Dies war vor 100 Jahren das gut begangene Wandergebiet unserer Urgroßeltern. Und auch unsere Enkel werden sich hier wohl noch an der Natur erfreuen. Wir befinden uns im Herzen der Sächsischen Schweiz. Nicht so tagestouristisch und überlaufen, wie das Basteigebiet, dennoch ein sehr attraktives Hauptwandergebiet. Wir Wanderer halten die Wege am Leben. Und weil hier seit 200 Jahren gewandert wird und wir weder das Wandern aufgeben, noch uns in immer größeren Wandergruppen hier einfinden ist das Wegenetz – klarer Befund, langfristig äußerst stabil.

Gewiss gibt es kleinere Änderungen und Trends. So haben sich die Stiegen, wie Häntzschelstiege, Rübezahlstiege oder Zwilligsstiege ihren Platz in den Herzen der Wanderer erobert. Einige kleinere Klettergipfel sind dazugekommen oder auch mal wegefallen.

Einer Panikmache à la „Spannungsfeld Naturschutz – Tourismus“, können wir aber recht gelassen entgegensehen. Dass sich Mensch und Natur diametral gegenüberstünden und nun ausgerechnet hier aus dem Weg gehen müssten. Dass es immer verrückter würde. Aber auch – anderes Extrem – dass der Naturschutz immer verbotener und schlimmer würde. Hier, in der freien Landschaft begegnen sich Mensch und Natur in Harmonie und im Einklang miteinander. In einer der schönsten Landschaften Deutschlands. Seit Caspar David Friedrichs Zeiten. Und wie es aussieht, wird sich da auch in Zukunft nicht viel ändern.

In etwa 10 Jahren werde ich das Gebiet erneut kartographisch begehen und nachsehen, ob das auch stimmt.

In einem Satz: Wo immer schon gewandert wird, ist das Wegenetz langfristig stabil.


Oberhalb der Rotkehlchenstiege

Über den Drachenrücken geht es dann heimwärts. Sonnenuntergang. Jedesmal wenn ich hier bin, schaue ich an der alten Kiefer hoch über dem Dom vorbei:

Oberhalb der Rotkehlchenstiege

Wie wenig Boden so einem Baum doch ausreicht, um Teil des Wunders Natur zu sein:

Oberhalb der Rotkehlchenstiege

Solche Bäume sind oft sehr alt. Von diesem Baum können wir viel lernen. Einfach draußen sein. Und uns den Wind um die Ohren pfeifen lassen.

Nächstes Testgebiet: Kleiner Winterberg


Nachtrag 10.02.2016: Langfristig stabil heißt nicht, dass es da gar nichts zu entdecken gibt. Es gibt immer wieder Wege, die wir noch nicht kennen. Bei einer Begehung im Februar 2016 habe ich einen neuen Weg entdeckt. Ein kleiner Pfad verläuft direkt vom Zurücksteig nach obenhin auf das Bussardboofenmassiv. Das ist eine kleine, aber bemerkenswerte Linie, denn ansonsten gilt die Bussarboofe als nur mit Kletterei erreichbar. Dieser Weg war mir bisher völlig unbekannt. Bisher übersehen? Neu ausgeprägt? Man müsste mal nachsehen, inwieweit der Weg in alten Karten verzeichnet ist. — Kommt der Weg jetzt in meine Karten? Zunächst noch nicht, er steht erst einmal „unter Beobachtung“ und wird „erforscht“. Gibt es alte Kartennachweise? Erweist sich der Weg bei einer erneuten Begehung erneut als nachweisbar? Wege sind Lebewesen, und bevor wir ein neues Exemplar aufnehmen, wird es „auf Herz und Nieren“ geprüft.

Nachtrag 29.02.2016: In meiner Kartensammlung nachgesehen. Schulz-Störzner 1922: kein Nachweis; Brunner 1953: Eingetragen (!); Rudolf Kobach: kein Nachweis; Kletterführer/Helmut Paul: nicht nachgewiesen. Interessant, das zeigt wieder einmal, dass es seinerzeit Hans Brunner war, der am allerakribischten recherchiert hat.

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