Wie mit meinem Verlag alles angefangen hat
Existenzgründung mit Ordnungsstrafverfahren
Februar 1990
Sa., 17.02.1990. Mein Entschluss steht fest, der „Kleine Zschand“ muss gedruckt werden. Weil private
Kartendruckaufträge in der DDR zunächst noch nicht möglich erscheinen,
gehe ich eine Herausgabe gemeinsam mit dem Lohrmann-Klub im Kulturbund der DDR an. Ein Anruf bei Frau Linke vom
Grafischen Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden (GGV) ist verheißungsvoll.
Die Reinzeichnung muss zuerst reproduziert (gescannt) werden, damit verbunden ist ein Andruck von etwa 15 Exemplaren.
Als zweiter Schritt folgt dann der Auflagendruck.
Reproduktion und Andruck können problemlos beim GGV erfolgen. Für einen Auflagendruck
sind aber wohl kleinere Druckereien günstiger. Damit bin ich schon einmal ganz schön weit gekommen.
März
Do., 22.03.1990. Vortrag vor dem Arbeitskreis
Sächische Schweiz, dies war schon 1989 mit Hans Brunner vereinbart worden: Vorstellung des „Kleinen Zschandes“ im Stadtmuseum Pirna.
Ich bringe die wertvolle Reinzeichnung mit. Meine Idee, die Karte drucken zu lassen, kommt beim Arbeitskreis sehr gut an. Parallel
kann ich einen Artikel „Versuche der naturnahen
Reliefdarstellung in Landschaftskarten der Sächsischen Schweiz“ im Berichtsband VII
des Arbeitskreises veröffentlichen.
Fr., 23.03.1990. Gemeinsam mit Martina Müller vom Lohrmann-Klub fahre ich ein paar Druckereien ab, u. a.
Lößnitz-Druck Radebeul, die es bis heute gibt. Den meisten Druckern ist allerdings ein Landkartendruck ohne
Druckgenehmigung noch zu heikel. Frau Linke vom GGV steht dem Vorhaben jedoch aufgeschlossen gegenüber.
Ich erteile Auftrag für Reproduktion und Andruck des „Kleinen Zschandes“ und übergebe ihr die Reinzeichnung.
Mit 1674,40 M/DDR ist dies meine erste größere Auftragsvergabe.
April
Mo., 16.04.1990 (Ostermontag). Zugfahrt nach Bad Schandau, um Restgebiete in den Schrammsteinen zu kartieren.
Mai
Do., 03.05.1990. Kauf von Tusche und Zeichenmaterial bei Schaberow am Bf. Zoo, Berlin.
Ich nehme meinen Jahresurlaub und zeichne die Karte Schrammsteine-Affensteine in meiner Wohnung auf der
Gubener Straße 39 in Berlin-Friedrichshain. Nach etwa 4 Wochen ist die Reinzeichnung fertig.
Fr., 11.05.1990. Fahrt nach Dresden, Termin bei Frau Linke im Haus der Presse.
Eine Sternenstunde: Erstmalig halte ich eine meiner Wanderkarten gedruckt in den Händen.
Der Andruck „Kleiner Zschand“ ist ausgezeichnet gelungen.
Frau Linke stellt in Aussicht, dass ein Auflagendruck noch bis zur Währungsumstellung
erfolgen kann, so dass eine Bezahlung in DDR-Mark möglich ist. Statt 10.000 sollten aber 20.000 Karten gedruckt werden.
„Na dann imprimieren Sie mal“ fordert mich Frau Linke auf. Doch ich weiß nicht, was damit gemeint ist. „Na ganz einfach, ,druckreif‘ auf einen Andruck schreiben und dann – unterschreiben.“
Di., 29.05.1990. Kartografie gilt in der späten DDR als „gefährliches
Gewerbe“. Ähnlich wie bei Waffenhandel und Sexshopbetrieb ist eine besondere Gewerbeerlaubnis
erforderlich. Nach mehreren Vorsprachen erhalte ich beim Rat der Stadt Berlin am Alexanderplatz die Gewerbeerlaubnis für 150,00 DDR-Mark.
Juni
Mo., 25.06.1990. Einzahlung von 12.000,00 DDR-Mark auf Geschäftskonto. Diese
werden mit der Währungsunion zu 6.000,00 D-Mark „Startkapital“ werden.
Mi., 27.06.1990. Auftragserteilung Reproduktion (Scan) und Andruck der Schrammsteinkarte bei Oktoberdruck in Berlin-Kreuzberg (Westberlin).
Das soll mein zweiter Titel werden. Die Druckerei ist so freundlich, den Auftrag gegen eine Anzahlung von nur
200,00 DM anzunehmen. Viel mehr habe ich nicht in meiner D-Mark-Kasse, denn es ist ja noch „Ostgeldzeit“.
Fr., 29.06.1990. Abholung der 1. Auflage „Kleiner Zschand 1:10000“ (22.480 Expl.) beim Grafischen Großbetrieb Völkerfreundschaft
auf der Riesaer Straße in Dresden. Als ich in das Versandbüro reinkomme,
haben sich die Mitarbeiter schon je einen Druck als Schreibtischunterlage
hingelegt – ein schönes Kompliment. Der GGV hat Wort gehalten, zwei Tage vor der Währungsumstellung
erhalte ich eine Rechnung über 3.147,20 M/DDR, die ich 2:1 umgerechnet in DM bezahlen kann.
Mit meiner Mutti hole ich die 390 kg schwere Auflage in zwei Pkw-Fahrten, wir laden bei meinem Bruder ab.
Gleich anschließend erste Vertriebsfahrt in die Sächsische Schweiz.
Meine erste Händlerin wird Frau Venus in Schmilka, sie nimmt für ihren Andenkenkiosk 250 Karten in Kommission, die in den nächsten Wochen auch alle verkauft werden.
Anschließend geht es gleich einmal hoch auf den Großen Winterberg. Winterbergwirt Hans-Joachim Reiß kommissioniert gleich einmal 1.000 Blatt
(die erhalte ich zum Jahresende allerdings zu 95 % zurück).
Zurück in Dresden Einlagerung der Karten auf einem Dachboden bei meinem Bruder.
Es sind übrigens alles Planobogen, die noch von Hand gefalzt werden müssen.
Weil ich noch kein eigenes Auto habe, fährt mich den ganzen Tag meine Mutti.
Sa., 30.06.1990. Heute geht es von Dresden über Sebnitz ins Kirnitzschtal.
Ich gewinne das Schreibwarengeschäft von Karlheinz Löwe am Sebnitzer Markt als Kommissionär,
Zeughauswirt Karlheinz Winkler nimmt 100 Expl. „Kleinen Zschand“ in Kommission, ebenso die Buschmühlenwirtin Renate Gernert.
Es ist dies der letzte Tag der DDR-Mark
Juli
So., 01.07.1990. Seit heute haben wir „Westgeld“, ich schreibe die ersten Rechnungen in DM.
Vertrieb in Bad Schandau (die Volksbuchhandlung hat Sonntag geöffnet), Mittelndorfer Mühle, Forsthaus, Lichtenhainer Wasserfall.
Das HO-Gasthaus Kuhstall kauft gleich einmal 1.000 Karten ein. Die beiden letzten Tage haben mich übrigens meine
Freunde Berndt Schäfer und Wolfram Dolz mit ihren Autos gefahren.
Meine erste Lieferung an die Volksbuchhandlung Bad Schandau
Fr., 06.07.1990. Mit dem 01.07.1990 wurde unser DDR-Geld (überwiegend 2:1) in DM umgetauscht, nun kann ich auch
„im Westen“ drucken lassen. Imprimatur des Andrucks der Schrammsteinkarte bei Oktoberdruck in Berlin-Kreuzberg.
Ich zahle weitere 1.300,00 DM an und erteile den Druckauftrag für eine 10.000er Auflage.
Fr., 13.07.1990 und
Sa., 14.07.1990, zweite Vertriebsreise von Berlin aus. Ich besuche zahlreiche
Buchhandlungen in Dresden und liefere u. a. an die Volksbuchhandlung „Heinrich Mann“ (Prager Straße), das Haus des Buches (Ernst-Thälmann-Straße), das internationale buch, die
Buchhandlungen St. Benno, Böhlau, Bertl Hoffmann (Oschatzer Straße), Frank Fischer (Großenhainer Straße),
an das Sporthaus Barthel (Otto-Buchwitz-Straße) und den HO-Sportpavillon Grunaer Straße. Inzwischen bin ich mit eigenem
(für 500,00 DM erworbenen) Pkw Trabant unterwegs.
Mi., 25.07.1990. Abholung der 1. Auflage, 10.000 Expl. „Schrammsteine-Affensteine 1:10000“ bei Oktoberdruck.
Druckrechnung Schrammsteine-Affensteine
Sa., 28.07.1990 und
Mo., 30.07.1990, dritte Vertriebsreise, ich habe nun 2 Titel im Angebot. Der
Kleine Zschand kostet 3,50 DM, die
Schrammsteinkarte 4,50 DM.
Den ersten Tag geht es wieder in die
Sächsische Schweiz, u. a. Kuhstall, Lichtenhainer Wasserfall, Ostrauer Scheibe, Schöne Höhe Ostrau, Schmilka. Am Montag
Vertrieb Buchhandlungen Dresden, aber auch Berghotel Bastei und Buchhandlungen in Sebnitz, Pirna, Heidenau.
Sa., 04.08.1990. Ich erhalte erste Nachbestellungen und bringe erste
Lieferungen in Schuhkartons zur Post, u. a. gehen je 50/50 Expl. an
Volksbuchhandlung „Heinrich Mann“ Prager Straße, 40/70 Haus des Buches Dresden,
50/150 Kiosk Gerald Große Bad Schandau. Das sind schöne Anfangserfolge. Wenn die Buchhändler nachbestellen,
weiß ich, dass meine Karten auch gekauft werden. Mit vielen Händlern beginnen
jahrzehntelange Geschäftsfreundschaften, die u. U. bis heute bestehen.
August
Mo., 06.08.1990. Ein Schreiben der LSG-Inspektion Sächsische Schweiz kündigt mir die Einleitung eines Ordnungsstrafverfahrens an, weil ich meine Karten „nicht abgestimmt hätte“.
Ordnungsstrafverfahren
Seite 2
Ich werde aufgefordert, bereits an den Handel gelieferte Karten wieder „einzuziehen“ und „einen Weiterverkauf zu verhindern“. Das ist natürlich ein großer Schreck. Offenbar stört es die LSG-Inspektion, dass auf meinen Karten alle Wege eingetragen sind. Dabei ist doch dagegen überhaupt nichts einzuwenden.
Mo., 20.08.1990. Ich antworte ausführlich wie folgt:
Ausführliche Antwort
Seite 2
Seite 3
Seite 4
Wenn ich den Brief der LSG-Inspektion heute wieder lese, beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. „Mangelnde Abstimmung“ heißt doch nichts anderes, als dass ich die Wege in der Karte weglassen soll. Ein wenig überrascht da schon die Schnelligkeit und Härte, mit der die LSG-Inspektion reagiert hat. Da wird ein ganzes Land umstrukturiert, Millionen Menschen bangen um ihre Jobs, voll der Wendestress. Und bei alldem ist es offenbar total wichtig, ordentliche Wanderkarten zu verbieten. Könnte es vielleicht sein, dass bereits zu DDR-Zeiten der Plan in den Schubladen schlummerte, eine Wanderlandschaft in ein menschenleeres Totalreservat umzuwandeln, das man nur noch auf wenigen Hauptwanderwegen betreten darf? Und dass die Verwirklichung dieses Planes das eigentliche Kernanliegen der Nationalpark-Gründer war? Scheint aus heutiger Sicht plausibel. Aber natürlich konnte man mit so etwas nicht gleich von Anfang an rausrücken. Denn dann hätte ja niemand den Nationalpark befürwortet.
Aber natürlich soll man nicht alles nur schwarz-weiß sehen. Vielleicht irre ich mich auch und mein „mulmiges Gefühl“ trügt. Wer weiß?
Wenige Wochen später wird die LSG-Inspektion in die Nationalparkverwaltung umgewandelt und ich hörte nichts mehr von dem Verfahren. Da scheine ich noch einmal Glück gehabt zu haben.
Herbst 1990
Eine vierte Vertriebsreise unternehme ich vom 19.–23.09.1990 (Sächsische Schweiz, Buchhandel Dresden und, 28.09., Sebnitz). Und dann noch einmal Vorweihnachtsvertrieb, fünfte Reise, 19.–22.11.1990, Buchhandel Dresden und Freital. Insgesamt konnte ich in meinem ersten Jahr 7912 Karten verkaufen und damit einen Jahresumsatz von 17.660,93 DM erzielen, was einen schönen Anfangserfolg darstellte. 1990 war noch ganz viel Optimismus und „Wendekauflust“ verbreitet. Der ganze Osten wurde vom Westen mit Waren vollgepumpt und ich habe da mit meinen schönen Karten als „Ostanbieter“ vom „ersten Westgeldtag an“ ein ganz klein wenig mitgemischt.
Nachwendeernüchterung
Allerdings kam dann auch schnell die Schattenseite der DM. Mit der zusammenbrechenden DDR-Wirtschaft kam die „Nachwendeernüchterung“. Wir ahnten damals natürlich noch nicht, dass daraus 20 Jahre mit 40 % Arbeitslosigkeit werden würden. Als dann die großen Treuhand-Entlassungswellen auch in meinem Betrieb immer bedrohlicher näherrückten, habe ich am 15.11.1990 meinen Job als Entwicklungsingenieur bei Robotron gekündigt und mich ganz auf die Wanderkarten verlegt.
Nach und nach brach ja die ganze DDR-Wirtschaft zusammen. Von meinem Betrieb, dem Kombinat Robotron mit einst 68.000 Mitarbeitern blieben zunächst kaum mehr als ein paar Dutzend Arbeitsplätze übrig. Im Grafischen Großbetrieb Völkerfreundschaft auf der Riesaer Straße sind ganz viele DDR-Zeitschriften gedruckt worden, von denen eine nach der anderen dicht machte. Glück hatte ich mit dem Volksbuchhandel, von dem viele Filialen unter der Marke „Buch und Kunst“ erhalten werden konnten, es kamen sogar neue Filialen dazu. Kleinere Volksbuchhandlungen in Heidenau, Bad Schandau, Sebnitz wurden einzeln privatisiert. Nicht alle überlebten. Der Dresdner Konsum – pleite. Ostsächsische Gaststätten (Buchenparkhalle) – Post vom Konkursverwalter:
Zum Glück waren da nur 71,49 DM weggewesen. In keinem einzigen der vielen Insolvenzfälle habe ich übrigens auch nur einen einzigen Pfennig wiedergesehen. Aber für die Anwälte hat es gewiss stets gereicht.
Das Jahr 1991
Im Frühjahr 1991 erschienen die Titel Nr. 3, Hinterhermsdorf und die Schleusen 1:10000, im Spätherbst 1990 kartiert und Nr. 4, Großer Zschand 1:10000, den ich bereits zu DDR-Zeiten aufgenommen hatte.
Das Jahr habe ich als ganz schwer in Erinnerung. Die Menschen gaben weniger Geld aus und meine Umsätze stiegen nicht in dem Maß, wie ich es geplant und benötigt hatte. Im Sommer kartierte ich wochenlang in der Sächsischen Schweiz, 15.06.–19.07. Kartierung Bielatal, 22.07.–13.09. Kartierung Bastei. Übernachtet wurde dabei stilgerecht in der Boofe. Zum Kochen habe ich dann abends Wasser aus einer Quelle geholt, Holz gesammelt und Feuer gemacht. Heute undenkbar, aber das war natürlich auch Romantik pur. Manchmal war es aber auch ein Härtetest: Die Bielatalkartierung fiel in eine Regenwetterperiode, in der ich einmal nach drei Tagen Dauerregen in der Boofe abgebrochen habe und heimgefahren bin. Um so schöner war es, als es dann bei schönem Wetter weiterging.
Dazu kamen Vertriebsreisen:
27.–30.04.1991 Erstvertrieb von „Hinterhermsdorf“ und „Großer Zschand“. Dabei Nationalparkeröffnung am 28.04. am Zeughaus erlebt;
11.–18.05.1991 Dresden und Umgebung und Sächsische Schweiz;
01.–04.07.1991 Sommervertrieb (während Bielatalkartierung), Reisen bis Kamenz, Königsbrück, Pulsnitz;
27.–29.08.1991 Vertrieb Dresden und Sächsische Schweiz (während Basteikartierung);
23.–24.09.1991 Herbstvertrieb Dresden/Sächsische Schweiz,
11.–13.11.1991 Vorweihnachts-/Kommisssionsabrechnungsrunde Dresden/Sächsische Schweiz.
Den Winter über wurde Karte gezeichnet. Jeden Tag von 7 bis 18 Uhr und dann nochmal spätabends 2 Stunden. 12 Stunden am Tag und natürlich auch oft am Wochenende. Und meine Frau hat da voll mitgezogen, nach ihrer Arbeit hat sie Rechnungen geschrieben und den Versand und die Buchhaltung gemacht. In meinem 1991er Titelverzeichnis werfen bereits Nr. 5, Bastei und Nr. 6, Bielatalgebiet ihre Schatten voraus. Diese beiden Karten werden 1992 erscheinen:
Verzeichnis lieferbarer Titel 1991.
1992, 1993
Im September 1993 erschien als 7. Detailkarte der Sächsischen Schweiz „Brand-Hohnstein 1:10000“. Parallel habe ich auch noch zwei Übersichtskarten herausgebracht, die „Sächsische Schweiz 1:40000“ und die „Böhmische Schweiz 1:40000“. Im Frühjahr 1992 wurde unsere Tochter Freia geboren und der Junge kam in die Schule. Es war eine Zeit voller Optimismus, Tatendrang und Energie. Mit neun „Gründertiteln“ hatte ich es in vier Jahren geschafft, notdürftig aus den „Wende-Geburtswehen“ herauszukommen. Mit Jahresumsätzen von DM 36.912,63 (1991), DM 71.933,48 (1992) und DM 87.204,89 (1993) war aber alles ein ziemlich „dünnes Brett“.
Hier ein Verzeichnis aller Druckaufträge meiner ersten vier Jahre, Ü=Übersichtskarten. Einige Titel mussten auch schon nachgedruckt werden:
-------------------------------------------------------------------------------------------- Nr./Aufl. WLKK Abk Titel Maßstab Expl. Scan Druck Bubi² Erschienen -------------------------------------------------------------------------------------------- 1. 1. 1/90 KZS Kleiner Zschand 1:10000 22.480 GGV GGV Hand 01.07.1990 2. 1. 2/90 SSA Schrammsteine-Affenst. [1] 1:10000 10.160 OD OD OD 25.07.1990 3. 1. 1/91 HHD Hinterhermsdorf¹ 1:10000 11.900 DHFh DHFh IfAG 07.05.1991 4. 1. 2/91 GZS Großer Zschand¹ 1:10000 11.915 DHFh DHFh IfAG 06.05.1991 2. 2. 3/91 SSA Schrammsteine-Affenst. [2] 1:10000 10.000 - OD OD 15.08.1991 Ü1 1. 1/92 SSC Sächsische Schweiz [1] 1:40000 10.250 DHFh Trib Gold 24.02.1992 5. 1. 2/92 BAS Die Bastei 1:10000 10.104 DHFh Trib Gold 10.06.1992 Ü1 2. 3/92 SSC Sächsische Schweiz [2] 1:40000 10.375 - Trib G/H? 01.09.1992 6. 1. 4/92 BIE Bielatalgebiet 1:10000 6.315 DHMi Trib G/H? 10.09.1992 Ü2 1. 1/93 BSC Böhmische Schweiz 1:40000 14.700 LSCh Trib Helm 14.05.1993 7. 1. 2/93 BRA Brand-Hohnstein 1:10000 8.550 LSCh Trib Helm 27.09.1993 Ü1 3. 3/93 SSC Sächsische Schweiz [3] 1:40000 6.040 - Trib Helm 05.11.1993 --------------------------------------------------------------------------------------------WLKK=Warenlager-Karteikarte.
¹ Zusammendruck auf einem Bogen. Einige hundert Planobögen wurden bereits am 27.04.1991 in der Druckerei abgeholt und von Hand gefalzt
² An den Scanstudios, Druckern und Buchbindern kann man ablesen, wie es am Anfang durcheinander ging. Wegfallende Ostfirmen haben sich i. d. R. durch „plötzliche Schließung“ verflüchtigt, das muss man sich aus heutiger Sicht mal vorstellen, die Leute hatten da ja oft jahrzehntelang gearbeitet. Manchmal waren aber auch Westfirmen plötzlich weg, z. B. die Buchbinderei Goldak Charlottenstraße. GGV=Grafischer Betrieb Völkerfreundschaft Dresden; OD=Oktoberdruck Kreuzberg (WB, gibts bis heute); IfAG=Institut für Angewandte Geodäsie (damals hinter Bendlerblock WB); DHFh=Druckhaus Friedrichshain (OB am Ostbahnhof, ex Neues Deutschland), war bald weg; DHMi=Druckhaus Berlin Mitte (Seydelstr. OB), war auch schnell verschwunden; Gold=Bubi Goldak Charlottenstraße (WB) und LSCh=Lithostudio Charlottenstraße (WB, was alles gleich bei mir unten an der Ecke war). 1994 hatte ich dann mit Scanstudio Fred Winster Potsdamer Straße (WB), Druckerei Trib=Tribüne-Druck alias Druckhaus am Treptower Park (OB) und Buchbinderei Helm (WB, Am Gleisdreieck) Produktionsfirmen gefunden, mit denen ich dann jahrelang sehr gut zusammengearbeitet habe. In der „Tribüne“ habe ich noch jahrelang die Schriftzeichnungen mit Reprokamera aufgenommen und die Filme am Lichttisch montiert. Hand=Handfalzung, G/H?=Goldak oder Helm. WB=Westberlin, OB=Ostberlin. –=kein neuer Scan, da Nachauflage aus vorhandenen Filmen.
Erst 1997 hatte ich ein wirtschaftlich halbwegs tragfähiges Fahrwasser erreicht und bin mit meiner Familie von Berlin nach Bad Schandau gezogen. Zwischendurch habe ich auch noch meine Entwicklerarbeit aus der DDR-Industrieforschung als Dissertation an der TU Dresden eingereicht und dafür einen wunderschönen Doktortitel erhalten. Na ich denke, ich war in der Zeit nicht der Einzigste, der da ganz schön abenteuerlich in den Strudeln rumgerudert ist.
Mit der Nationalparkverwaltung bin ich übrigens die ersten 10 Jahre sogar ganz gut ausgekommen. Alle haben sich damals über den Nationalpark gefreut, von Weg- und Gebietssperrungen war noch keine Rede. Erste Warnzeichen wie 1994 der Abriss der Fernblickboofe schienen unbedeutend zu sein. Beim Kartieren habe ich mich oft mit den Rangern freundschaftlich unterhalten. Sie waren froh über ihren sicheren und gut bezahlten Job – und dass es endlich ordentliche Karten zu kaufen gab. Und in den ersten Jahren wurde auch noch jeder Gewerbetreibende willkommen geheißen – bei 40 % Arbeitslosigkeit musste ja auch mal bissl was vorwärts gehen. Das mit den Wegesperrungen ging erst ab ca. 2000 los (Stichwort „Wegekonzeption 09/1998“).
30 Jahre Böhmwanderkarten
Und nun gibt es eben schon 30 Jahre meinen Kartenverlag. In allzu großer Feierlaune bin ich nicht, dazu waren es manchmal einfach zu anstrengend. Aber ich habe all die Jahre durchgehalten und allein das ist ein gewisser Erfolg.
Mit 7.912 verkauften Karten hat es 1990 angefangen. Mittlerweile habe ich (Stand 04/2024) 870.360 Karten verkauft. Die gedruckte Auflage hat sogar schon über eine Million Karten erreicht. Das ist eine ganze Menge. Aber 30 Jahre sind ja auch eine ganz schön lange Zeit.
Es war immer anstrengend, aber auch immer eine große Motivation, schöne neue Karten zu zeichnen, die den Menschen in der Natur den Weg weisen.
Ich bedanke mich herzlich bei allen Wanderern, Naturfreunden und Liebhabern der Sächsischen Schweiz, der Böhmischen Schweiz und des Zittauer Gebirges, die über all die Jahre meinen Karten die Treue gehalten haben und mich weiterempfehlen. Es gibt nichts schöneres, als in einer wunderbaren Landschaft draußensein zu können. Und wenn Ihnen die Böhmwanderkarten dabei in den letzten 30 Jahren ein wenig geholfen haben, dann würde es mich freuen.
Was es da für viele Adressen gibt – ich bin in dieser Zeit andauernd umgezogen:
· Linienstraße 114, 1. OG re. in Berlin-Mitte (1989),
· Gubener Straße 39, Hh. 2. OG re. in Berlin-Friedrichshain (1990),
· Geraer Ring 45, EG li. in Berlin-Marzahn (1991),
· Leipziger Straße 47/1504, 17. OG in Berlin-Mitte (1992-1997),
· Niederweg 5, Bad Schandau (seit 1997).
Nachtrag, 20.11.2023, Insolvenzverwalter Dr. Kübler gestorben:
Mensch, der olle Dr. Kübler. Gott hab ihn selig. 1992 bin ich bei dem rein und hab die Rechnung von den Ostsächsischen Gaststätten abgegeben. Da war das noch so ein kleines Zwei-Mann-Büro am Dr.-Külz-Ring. Wenn man sich das mal überlegt. Die Wende ist nicht jedem schlecht bekommen. — Aber ich will nicht meckern. Er hat die DM 71,49 ordentlich in die Forderungsliste aufgenommen. Womit der Fall aber auch entgültig erledigt gewesen ist.
06.08.2020: Initial
20.08.2020: Fertiggestellt
27.08.2020: Durchsicht
20.11.2023: Nachruf Dr. Kübler
30.04.2024: 870.360 verkaufte Aufl. aktualisiert