Wegekonzept Nationalpark Schwarzwald

Das kalte Herz

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8. Naturschutz versus Besucherinteresse

Es gibt da eine Zwischenüberschrift: „Naturschutz versus Besucherinteresse“. „Versus“ heißt gegen und wird zur Gegenüberstellung einander ausschließender Thesen benutzt. Liest sich fix weg. Man ist geneigt, da kritiklos drüberzulesen. Naturschutz widerspricht also dem Besucherinteresse. Klingt einleuchtend und jeder hat es schon 1000mal gehört: Wir Menschen sind eben eine Belastung für die Natur. Das ist nun mal so ein Art Axiom. Wer kommt da aber schon drauf, dass das eine ganz gemeine und fiese Argumentationslinie ist, der man sich als unbedarfter Naturfreund nur zu leicht anschließt?

Redet sie uns doch ein, wir würden die Natur stören, kaputt machen, unrein machen. Der „Tourist“ in einem vermeitlichen Spannungsfeld Naturschutz – Tourismus, als Gegenpol, Antagonist des Naturschutzes. Ganz klare Ansage: Naturschutz und Besucherinteresse sind überhaupt keine einander ausschließenden Thesen. Das ist völliger Unfug. Nicht das Spannungsfeld sei hier das passende Grundprinzip, sondern der Zusammenklang von Mensch und Natur: Einkehr, Einklang, Harmonie. Derartige Denkansätze gibt es aber in so Nationalparkkonzepten eher nur unterbelichtet. Überhaupt, was wimmelt es in diesen ganzen Nationalparkkonzepten von Spannnungsfeldern, Konkurrenz, Nichtmiteinanderkönnen, sich wechselseitig ausschließen, Anspruchs- und Ausschlussdenken? Mensch und Wild, Wanderer und Radfahrer, Radfahrer und Mountainbiker, Loipenbenutzer und Winterwanderer? Klar kommt es, wenn man die ganzen Wege zumacht, Reiter, Radfahrer, Wanderer auf „gut ausgebauten Hauptwegen“ „kanalisiert“, dicht zusammendrängt, zu Störungen und Behinderungen. Das hat übrigens unsere Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz in ihrem LSG-Rahmenkonzept auf Seite 55 super auf den Punkt gebracht: „Wird das Besucheraufkommen an einem bestimmten Standort durch andere Besucher subjektiv als zu hoch wahrgenommen, bewirkt das eine negative Empfindung.“ Genau das. Wir selbst sind es, die uns stören. Und empfinden es dann so, als ob wir die Natur stören würden. Wenn aber der Mountainbiker dann eben früh um 6 rausmacht, um keinen Wanderer zu stören, kriegt er wieder eins drüber, wegen „Wildbeunruhigens in der Ruhezeit“. Wenn es genug Wege gibt, weil man vielleicht das vorhandene Wegenetz als zu bewahrenden Schatz begriffen hat, ist genug Raum für alle Menschen und Tiere da und man kann in Ruhe und Harmonie den Wald und die Natur durchstreifen.

Meinetwegen auch mit dem Mountainbike. Nicht immer überschnell nach dem Schema „die sind schuld“ auf die Moutainbiker meckern, weil die angeblich „quer durch den Wald und die Hänge runter“ fahren. Man kann da ja mal versuchen, sich in ein Reh hineinzuversetzen, und Mountainbiker so mit Wölfen vergleichen. Da merkt man ziemlich schnell wie irrational so vermeintlich einleuchtende Argumente manchmal sind.

Unwidersprochen gibt es viele Interaktionen Mensch – Natur; die allgemein als Naturzerstörung begriffen werden, von der neuen Autobahn nebenan über den Braunkohlentagebau, den Windpark, die Deponie bis zu Regenwald und eisfreiem Nordpol. Ressourcennutzung, Immissionen, Landschaftszerschneidung und vieles andere. Wenn du aber durch den Wald gehst, machst du dann die Natur kaputt? Wohl kaum. Gerade weil wir in unserem täglichen Leben so oft mit Naturzerstörung konfrontiert werden, suchen wir Erholung in einen Nationalpark. Das ist doch kein Spannungsfeld, das ist doch Einkehr und Harmonie. Die ganze Diametral-Gegenüberstellung von Mensch und Natur ist zumindest in einem Nationalpark ziemlicher Unfug.

Der Mensch ist Teil der Natur, gehört in die Natur und kein Mensch macht die Natur irgendwie kaputt, wenn er einfach blos so durch den Wald läuft.

Lasst euch das nicht einreden.

Nun komme ich zum Schluss ...


28.01.2017 Initial
31.01.2017 Durchsicht
25.11.2018 Durchsicht

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