Wegekonzept Nationalpark Schwarzwald

Das kalte Herz

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9. Nun komme ich erst einmal zum Schluss

Sehr geehrte Nationalparkverwaltung Schwarzwald,

ich habe mich lange auf Ihren Internetseiten festgelesen. Aber stimmt auch, was ich geschrieben habe? Es ist ja all dies oft nur „Zwischen-den-Zeilen-Leserei“, viel Vermutung und Kaffeesatz-Lesen, auf Grund Ihrer Website, freilich mit eigenen Nationalpark-Erfahrungen interpretiert. Vielleicht irre ich mich? Und ehrlich, es wäre schön, wenn das alles ein großer Irrtum wäre, Ihnen in großen Zügen die Wegfertigung des Wegenetzes im Nationalpark Schwarzwald zu unterstellen.

In diesem Fall möchte ich Sie um Entschuldigung bitten.

Ich lese, dass es bei Ihnen sogar Heidelbeer-Sammelbereiche geben wird und Schutzhütten zum Draußensein und Übernachten (wie unsere Trekkinghütten). Einwandfrei. Und ich freue mich, dass eine Rangerhütte im Tonbachtal neu errichtet wurde; bei uns in der Sächsischen Schweiz wurden Waldhütten nämlich systematisch abgerissen. Dass es in einem Nationalpark ein allgemeines Wegegebot gibt, dagegen ist nichts einzuwenden und natürlich ist ein Verhaltenskodex, der die Riten für einen freundlichen und rücksichtsvollen Umgang zwischen den Benutzergruppen regelt, sinnvoll.

Am Ende ist es Quatsch, dass ich argwöhne, Sie wollten viele Wege sperren? Bringt ja auch nichts. Mit so unpopulären Maßnahmen wie Wegsperrungen – egal ob mit der Brechstange oder klammheimlich – bringen Sie sich nur selbst beim Wandervolk in Misskredit. In Wirklichkeit freuen Sie sich doch gewiss, wenn viele Menschen in ihrem Nationalpark Naturnähe suchen – und finden. Vielleicht sind Sie auch alte Forstleute und trauern dem wunderbaren alten Waldwegenetz ein wenig nach, das im Zeitalter des Holzvollernters (außerhalb des Nationalparkes) und der Nutzungseinstellung (im Nationalpark) immer weniger gebraucht wird. Durch Nichtbenutzung verlieren die alten Waldwege ihre Lebenskraft. Kann es da nicht eine wunderbare Fügung sein, wenn Menschen in den Wald kommen, die Wege weiterhin benutzen und das Wandern nun eine Sekundärnutzung darstellt, die den wunderschönen Wegen auch künftig Lebenskraft verleiht und sie somit erhält?

Es braucht kaum viel mehr, als unsere Füße, um einen Weg offenzuhalten. Manch alte Traktorspur kann so allmählich zu einem romantischen Wanderpfad werden. Wenn man die Menschen nicht aussperrt, maßregelt und kanalisiert, regelt sich viel von alleine. Wie oft in der Natur. Und wenn da mal ein Baum quer liegt, wird sich der Wanderer freuen, wenn da ein Ranger mit der Kettensäge kommt und den Weg wieder freisägt.

Anstatt dass er sich bei vermeintlich illegalem Wandern auf einem wunderschönen kleinen Pfad durch die Einsamkeit ertappt fühlt, was einem das ganze Naturerlebnis vermiesen kann.

Dabei ist er da doch blos mal durch den Wald gegangen. Durch den alten Wald vom Schatzhauser, in dem einst die fünfhundert Jahre alte Königskiefer gestanden hat. Wie alt so ein Baum doch werden kann.

Bild: Bernd Arnold
Winter in der Sächsischen Schweiz. Bild: Bernd Arnold

[Ende]

 

Fortsetzung: Sechs Jahre später ...


 

28.01.2017 Initial
31.01.2017 Durchsicht
25.11.2018 Durchsicht
13.03.2023 Fortsetzung

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