Weg 1884
Einer der schönsten Wege des Thorwaldes
Weg: Weg 1884
Startpunkt Gesamtwanderung: Kirnitzschtal (Neumannmühle, Buschmühle, Thorwaldeck)
Gesamtlänge: 9,5 km
Gesamtdauer: 3 1/2 Stunden
Beginn Wildnis: Thorwaldwiese an der Thorwaldquelle
Ende Wildnis: Hochhübelwiese Großer Hochhübelweg/Reitsteig
Länge Wildnis: 1,7 km
Schwierigkeit Wildnis: W1 – Gewöhnlicher Wanderweg
Fast wäre dieser Weg untergegangen, denn das Borkenkäfermikado hat ihn völlig verhauen. Doch nun ist der Weg durch die Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz freigeschnitten worden. Dafür ein herzliches Dankeschön.
Los gehts.
Ein Blick in die Karte (Großer Zschand 1:10000):
Hier geht der Weg hinein
Wandert man die Kirnitzsch immer weiter flussaufwärts, kommt man irgendwann zur Thorwalder Brücke. Dort ist das Ende der Welt. Über die Brücke führt der Hintere Thorwaldweg in den Thorwald. Der Weg führt zur Thorwaldwiese (Thorwaldquelle), wo sich eine Feuerlöschzisterne befindet. Es ist dies zugleich das Ende des Fahrweges, so dass er eigentlich eine Sackgasse ist.
Doch das ist nicht ganz richtig, denn hier fängt unser Weg an ❶. Der Weg führt halbrechtshaltend (Richtung Nordwest) über die Wiese, an einem Anstand vorbei und steigt dann allmählich zum Höhenrücken Försters Ebene leicht an. Wenn man zurück blickt, sieht man im Hintergrund den Raumberg:
Ein kleines Stück weiter sieht der Weg dann so aus. Blick zurück, oben das Fernblickhorn in den Thorwalder Wänden:
Oben auf Försters Ebene an Höhenpunkt 334,6 ❷ aufmerksam sein, leicht links halten. Hier führt der Weg in einen Laubwaldabschnitt, in dem er sich nicht sehr deutlich abzeichnet.
Der Weg führt unterhalb des Klettergipfels Backofen in das Tal des Vorderen Thorwaldweges, dort Spitzkehre ❸.
Links am Weg zeugt eine alte Jahreszahl ❹ vom Jahr des Wegebaues (schwer zu finden).
Die von den Waldarbeitern durchgesägten Stämme am Wegrand sind eine wertvolle Orientierungshilfe.
Langsam kommt der Hochhübel in Sicht:
Und immer wieder Unmassen durchgesägter Stämme. So eine Kettensäge ist eben etwas Solides. Nicht so Spielzeug, wie die Fitscheln, mit denen wir Wanderer ab und zu ein paar Zweige durchknapseln. Hier wurde ganze Arbeit geleistet. Später kommt etwas leicht durchlaufbares Fichtendickicht, durch das es zum Forstort Zwei Sägen ❺ geht.
Am Forstort Zwei Sägen heißt es, aufpassen:
Unser Weg ist eigentlich der theoretisch gerade weiterführende Brombeerweg, gerade über die Wegkreuzung Weg 1884/Fischers Loch/Brombeerweg/Buchberg- oder Bußbergweg❺ hinwegführend, doch hinter der Kreuzung fehlen etwa 20 m Freischnitt. Die dort noch liegenden Stämme täuschen ein Wegende vor, durch das man sich eigentlich gerade weiter durchkämpfen müsste. Doch besser ist es, zunächst an der ❺ halblinks (in Fischers Loch) einzubiegen, kurz danach bei ❻ (kleines Triangel) scharf rechts, was uns schließlich wieder bei der ❼ linksabbiegend auf dem Weg (was nun der Brombeerweg ist) zurückführt. Was auf der Karte ganz einfach aussieht, ist im Gelände sehr unübersichtlich. Es überrascht, wie man sich auf nur 30×30 Metern verlaufen kann. In der Wildnis muss man eben nicht nur durchkommen, sondern auch die Orientierung behalten.
Noch irreführender ist es übrigens in der Gegenrichtung: Wenn man vom Hochhübel kommend nicht aufpasst, vor den Querliegern am Ende des Brombeerweges bei ❼ nach rechts ausweicht und anschließend folgerichtig bei ❻ nach links auf den (überaus deutlich ausgeprägten) Bußbergweg einbiegt, und dabei nicht bedenkt, dass man nun nochmals bei ❺ vom Bußbergweg auf den an dieser Stelle völlig im Dickicht verborgenden Weg 1884 nach rechts abbiegen muss, wird man auf dem Bußbergweg bleiben, was eine völlig falsche Richtung ist.
Warum der so heißt?
An der Zisterne Großer Hochhübel ❽ hat uns die Zivilisation wieder. Hier ist die Wildnis wieder zu Ende. Von links mündet der mit grünem Strich markierte Reitsteig ein. Der Markierung folgend, geht es den Großen Hochhübelweg hinunter in den Großen Zschand.
Dort ist das Zeughaus, in dem die Zeughauswirtin ihre wunderbare Himbeerlimonade ausschenkt.
Ein ganz herzliches Dankeschön geht an die Nationalpark- und Forstverwaltung. Die haben die ganzen Baumstämme durchgesägt – sog. motormanuelles Freischneiden. Wer einmal einen solchen Stamm mit Handsäge durchgesägt hat, weiß Technik zu schätzen. Der Weg wurde natürlich nicht freigeschnitten, um einen schönen Hauptwanderweg zu schaffen, sondern damit die Feuerwehr im Brandfall in den Wald hineinkommt. Deshalb gibt es hier auch keine Wegsicherungspflicht. Der Weg ist ja auch nur ein ganz wilder schmaler Pfad. Wir Wanderer freuen uns aber sehr, dass der Weg nun für einige Jahre wieder sehr gut bewanderbar sein wird.
Zur Benennung des Weges 1884
Der Weg hat keinen durchgehenden Namen, was daran liegt, dass er stückweise entstanden ist. Für das erste Stück bis Försters Ebene ist mir überhaupt kein Name bekannt. Der von Openstreetmap dort benutzte Name Hinterer Thorwaldweg ist wohl nicht ganz zutreffend, da der Hintere Thorwaldweg einst über die Thorwaldwiese gerade weiter führte und nicht abzweigt. Nach Erreichen von Försters Ebenen Weg könnte man unseren Weg, da er unter dem Backofen herum führt, Backofenweg nennen. An der Spitzkehre Vorderer Thorwaldweg führt er gemäß Felsinschrift als Weg 1884 weiter, wobei der eigentliche 1884er Wegebau wohl nur von der Spitzkehre bis zur Einmündung eines Weges verlief, der ab Vorderen Thorwaldweg ab Höhenpunkt 287,0 hinaufkam (vgl. Äquidistantenkarte 1:25000 1878/79). In meiner Karte ist dies der östlich Auerhahnstein einmündende punktierte Pfad. Der war 1980 noch deutlich erkennbar, ist mittlerweile aber fast völlig in Vergessenheit geraten, weshalb wir den Wegnamen Weg 1884 nun getrost bis Fischers Loch/Bußbergweg (Forstort Zwei Sägen) führen können. Der weitere Weg bis Reitsteig/Zisterne Großer Hochhübelweg ist der Brombeerweg. Dieser wird in alten Forstkarten als Teil des (1870 von OF Täger errichteten) Buchberg-/Bußbergweges geführt, was aber heute nicht mehr so wahrgenommen wird. Ich bedanke mich bei Ulrich Augst, Sebnitz für die übersandten Forstkartenscans. Man könnte den gesamten Weg auch Kernzonengrenzweg nennen, was aber etwas landschaftsfremd wirkt.
Es ist Wildnis
Beim Begehen von Wildniswegen bitte die Gefahrenhinweise beachten. Vor der Wanderung im Windfinder nachschlagen, dass das Risiko halbwegs überschaubar bleibt, d. h. Windstärke max. 3 (schwache Brise).
Die sieben Schwierigkeitsstufen des Wildnis-Wanderns
W1 – Gewöhnlicher Wanderweg:
Wandern weitgehend unbeeinträchtigt möglich. Bis etwa 3 bis 4 querliegende Baumstämme pro Kilometer gelten als noch unbedenklich.
Die Wegerkennbarkeit kann jedoch schon leicht eingeschränkt sein.
W2 – Leichtes Hinderniswandern:
Beginnender Verbruch. Im Sichtbereich ständig Hindernisse in gewissen Abständen, zwischen denen gewisse Strecken jedoch
noch frei gehbar sind. Die Hindernisse sind umgehbar, übersteigbar oder untertunnelbar. Wegerkennbarkeit jedoch oft eingeschränkt.
W3 – Mittelschweres Hinderniswandern:
Deutlicher Verbruch. Im Nahbereich ständig Querlieger, gelegentlich auch Längslieger. Geringer Hindernisabstand.
Die Hindernisse sind i. d. R. noch ohne Sägearbeit umgehbar, übersteigbar oder untertunnelbar. Ein Weg ist oft
nicht mehr erkennbar. Herabgesetzte Wandergeschwindigkeit. Man rechne mit höchstens 2 bis 3 km/h
W4 – Schweres Hinderniswandern/beginnendes Durchkämpfen:
Ständiger Verbruch. Kaum noch als Wandern anzusehen. Quer-, Schräg- und Längslieger folgen nun oft unmittelbar aufeinander.
Einzelne Kreuzlieger möglich. Ebenso Orientierungsverlust. Typisch ist der Wunsch nach einer Säge.
W5 – Durchkämpfen:
Schwerer Verbruch. Ständig aufeinanderfolgend Hindernisse, typischerweise Quer, Schräg- und Längslieger.
Ohne ständige Sägearbeit nicht mehr zu bewältigen. Zunehmendes Auftreten von Kreuzliegern. Sichere
Navigation unbedingt erforderlich. Sehr stark verminderte Wandergeschwindigkeit, Richtwert nur
etwa 100 bis 400 Meter pro Stunde. Das kann sehr anstrengend sein.
W6 – Schweres Durchkämpfen: Zunehmend Mehrfachhindernisse, Kreuzlieger, Mikado unter Dickicht, Roller und Wipper etc.
Um Schlüsselstellen zu überwinden und auf kurze Distanz gerade noch möglich – ansonsten sollte man aufgeben.
W7 – Völlig undurchdringliche Wildnis: Ständig unmittelbar aufeinanderfolgende und übereinandergetürmte Hindernisse,
dazu Überwachsenheit mit Gestrüpp und Dickicht. Sicht oft auf 0 Meter herabgesetzt, wodurch man die Orientierung völlig verliert.
Hier ist kein Durchkommen mehr.
Anmerkung: W7 ist keinesfalls selten, sondern vielmehr die typische Schwierigkeit der Borkenkäferbefallsflächen der Hinteren Sächsischen Schweiz, insbesondere wenn nachfolgend Jungfichten-Dickicht über dem Totholzverbruch aufwächst. Die Flächen fangen oft bereits unmittelbar neben den Wanderwegen an und sind nicht selten quadratkilometergroß.
„Bußbergweg“ oder „Buchbergweg“? Buchbergweg ist wohl richtig, aber Bußbergweg ist allgemein üblicher. Die Karten schreiben immer wieder einmal anders – Zürner 1757: Bußberg, Wünsche 1882: Buchbergweg, Messtischblatt 1899: Bußbergweg, Forstkarte 1914: Bussbergweg).
Ich bedanke mich bei Reinhard Wobst, Dresden für die Anregung zu diese Seite.
20.08.2025 Weg begangen.
15.09.2025 Initial. Noch Tippfehler möglich.
17.09.2025 Seite fertiggestellt.