Totalreservat 1. Akt 2. Akt 3. Akt
3. Akt: Eine bemerkenswerte Karte in der Wildnisstudie Sachsen von BUND und Nabu
Die beiden großen Naturschutzverbände BUND und Nabu haben eine Studie erstellen lassen: Wildnis in Sachsen, PDF hier.
Auf Seite 11 gibt es eine Karte, die mir den Atem verschlagen hat:
In der Legende der Karte gibt es einen Eintrag „Ausgewiesenes Totalreservat“.
Dunkelblaugrüne Totalreservatsgrenze vor dunkelblauem Hintergrund, es ist nicht ganz leicht zu erkennen. Bei genauerem Betrachten ist es aber eindeutig.
Wir zoomen uns da etwas hinein und hinterlegen es mit unserer aktuellen Wanderkarte. Zur zusätzlichen Verdeutlichung beschriften wir die „ausgewiesenen Totalreservate“ rot mit
„Totalreservat“ bzw „TR“ und nummerieren sie durch.
Wir reiben uns erstaunt die Augen. Was ist denn das? Etwa die Hälfte des Nationalparks ist plötzlich „Totalreservat“. Dagegen sind die kleinen DDR-Totalreservate, die es bis 1990 mal gegeben hat, gar nichts
(zum Vergleich gelb eingetragen). Im Einzelnen sind 22 Reservatsflächen zu erkennen:
Man fragt sich einigermaßen entsetzt: Was sind das für seltsame, klammheimlich erfolgte
„Ausweisungen“?
Zufall? Kleine missverständliche Fehlinterpretation? Ich weiß nicht:
Die Totalreservatsflächen wurden per „Abfrage digitaler Daten“ vom „Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie“ (LfULG)
übermittelt. Das LfULG untersteht dem Umweltministerium.
Es ist also weder ein Irrtum, noch ein Fehler und auch keine Privatmeinung, sondern unsere ganz offizielle Regierungspolitik:
Weite Teile der Sächsichen Schweiz werden vorsätzlich und systematisch in ein Totalreservat umgewandelt. Das sind ganz langfristige Planungen der Naturschützenden,
aber irgendwann wird es geschafft sein.
Hier passiert genau das, was
in der Naturschutz-Fachliteratur seit Jahren akribisch gefordert und geplant wird und auch
Prof. Müller hat das zwar nicht so gemeint, jedoch dann eben mal zufällig richtig
bezeichnet: Totalreservat.
So werden wir also wiedermal systematisch ausgetrickst und eingewickelt.
Ich darf mich nicht so aufregen. Es ist doch nur eine völlig unverbindliche Karte in einer völlig unbedeutenden Studie.
Klar machen da so Naturschutzvereine eben immermal Studien.
Das sind rein private Vereine, die haben überhaupt nichts mit dem Umweltminister zu tun.
Niemand hat die Absicht die Sächsische Schweiz irgendwie in ein Totalreservat umzuwandeln.
Das sind alles völlig haltlos aus der Luft gegriffene Anschuldigungen.
Niemand hat die Absicht irgendwelche Wege zu sperren. Und wenn die Wege zuwachsen, jetzt, wo wir „Natur Natur sein lassen“,
so ist das ein völlig natürlicher Vorgang. Da kann doch der Umweltminister nichts dafür.
Die Thorwaldeichen
Mitten im Thorwald stehen acht große Eichen. Sie sind von schlankem, hohen Wuchs, weil sie immer wieder von der Fichte
weiter nach oben getrieben worden sind. Teerringe künden von ihrem Kampf in der 1920er Nonnenplage.
Jetzt, 100 Jahre später hat gerade der Borkenkäfer wieder einmal die Fichten geholt. Die Eichen haben ihm trotzen können. Doch nun stehen sie frei und
müssen dem Sturm allein standhalten. Einige Eichen in der Nähe sind bereits abgestorben. Oben sieht man Trockenäste.
Doch Moos haben sie noch nicht angesetzt. Die Sonne wird ihnen in den kommenden Jahrzehnten viel Kraft geben,
bis die Fichten wieder einmal hochgewachsen sein werden.
Es ist ein ewiger Kampf. Ich raste unter den Bäumen und denke an Eduard Hermann Täger,
Kgl. Oberförster im Forsthause zu Ottendorf, so steht es im Sächsischem Staatshandbuch von 1873 auf S. 288,
Geheimer Forstrat und Ehrenbürger von Schwarzenberg, so die Wikipedia.
Ein herzliches Dankeschön geht an Marco Angermann, Rosenthal, der mich auf diese Studie aufmerksam gemacht hat.
21.06.2023 Initial. Es können noch einige Tippfehler drin sein.
Übersichtskarte Nationalpark Sächsische Schweiz mit aktueller Zonierung
03.08.2023 Releasestand.
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