Kleine Mitteilungen, bewahrt, damit sie nicht verloren gehen
Die Harfenfichte
im Bielatal habe ich 1991 noch als toten Baum kartiert. Doch wann ist sie eingegangen? — Bereits vor 1980:
„Am 21. Juni 1980 trafen sich im Bielatal am Standort der leider eingegangenen Harfenfichte ... Hans Prescher ... “
Quelle: Rückseitentext Kalender Sächsische Gebirgsheimat 1983, Woche 10.-16. Januar.
Kriegskinder in Rathewalde 1945:
Mittags Gasthof in Rathewalde (der große Gasthof in der Ortsmitte) war im Frühjahr 1945 Lazarett. Drei Soldaten
wurden auf dem Friedhof Rathewalde in Soldatengräbern mit Stahlhelm beerdigt. Hinter dem Gasthof lagen bei Operationen
amputierte Hände und Beine herum. Die Kriegsgräber wurden in den frühen DDR-Jahren beseitigt. + + +
Der Lehrer von Goßdorf (oder Hohnstein), ein überzeugter Nationalsozialist, hat sich mit seinen Kindern in der ersten
Maitagen nach dem Zusammenbruch erschossen. Darauf geht wohl das Grab im Schwarzbachtal zurück. + + +
Mitte Steigung Ziegenrückenstraße ist nach dem Zusammenbruch ein russischer Panzer abgestürzt. Die Soldaten, 2 oder 3 Russen
waren tot und wurden „an der Mauer“ an der Straße oberhalb Buttermilchlochweg,
etwa 50 bis 100 m oberhalb Parkplatz Füllhölzelweg in Soldatengräbern (mit Stahlhelm) beerdigt.
Diese Gräber gab es etwa 1945 bis 1949, dann wurden sie beseitigt.
Ein weiterer russischer Panzer ist in der Sense von der Straße abgestürzt. + + +
Die Kinder, auch die Mädchen, haben im Steinbruch Hohnstein oft Krieg gespielt. + + +
Es wurde viel zu Fuß gegangen. Die Verbindungen nach Hohnstein waren schlecht. Es war üblich, mit dem Zug
von Dresden kommend, in Rathen auszusteigen und über Füllhölzelweg und Neuweg nach Hohnstein zu laufen.
Dies nicht nur aus Zeitgründen, sondern auch um Geld zu sparen. Andere Variante: Pionierweg/Knotenweg, Hockstein.
Quelle: Tel. Mitteilung eines älteren Ehepaares aus Rathewalde (Frau 86 Jahre, Mann 88 [Vorname wohl Manfred],
also etwa 1933/1931 geboren, 1945 12/14 Jahre alt) im Rahmen einer Anfrage nach Soldatengräbern aus der Nachkriegszeit, 03.05.2019.
Lochmühle im Liebethaler Grund
1950–1990: Eigentümer Staude ging in den 1950er Jahren in den Westen. In der Lochmühle
verblieb Wirt Schlesinger als Pächter, Pacht ging in den Westen. Ab 1960er Jahre
Pächterin legendäre Wirtin Saloni Baumann, die sich bei einem Besuch in der Lochmühle
so in das Objekt verliebt hat, dass sie sofort ihre Arbeit in der Stadtverwaltung
Zwickau kündigte und in den Liebethaler Grund übergesiedelt ist. Pacht wurde als Naturalleistung gezahlt und von Eigentümer Staude auch so anerkannt.
Später dann in Rechtsträgerschaft des Baukombinates Frankfurt Oder als Betriebsferienheim, Objektleiterin Frau Hasse. Das Kombinat hat unmittelbar vor „der Wende“ mit der Sanierung
begonnen, Dach und Zwischendecken waren bereits entfernt worden,
Baukapazität war ja bei einem Baukombinat kein Problem, Baumaterial lag schon vor Ort bereit.
Im Rahmen der „Wende“ 31.12.1989 Einstellung der Arbeiten, Rückübertragung an Staudes Erben, 30 Jahre ruinöser Zustand.
2013 Bau der Zuwegung durch Gemeinde Lohmen.
Quelle: Tel. Mitteilung Werner Silze, Lohmen, Dezember 2020.
Mathens Hohlweg: Der seit mindestens 1965 in vielen Karten verzeichnete Wegename „Matheusweg“ ist ein Abschreibefehler, tatsächlich heißt der Weg „Mathens Hohlweg“ benannt nach dem Revierförster Willy Mathe, um 1935. Quelle: Tel. Mitt. 13.10.2022
Reisen zu DDR-Zeiten: Mitteilung Helmut Paul auf Extraseite, hier.
Tägers Weh: siehe unten, Tägers Wonne
Tägers Wonne:
Benannt nach Eduard Hermann Täger, 1845–1918. Von
1867 bis zum 27.12.1873 (Datum Abschiedsfeier im Gasthof Hertigswalde) Revierförster in Ottendorf. Nach ihm benannt
Flurnamen Tägers Wonne und Tägers Weh. Unter T. ebenfalls Errichtung der Forststraße vom Saupsdorfer Weg zum Vorderen Thorwaldweg. Deutung der am Säulenhorn
befindlichen Inschrift „ERB HOF 1870“ als ,ERB[aut] // H[ermann] O[ber] F[örster] T[äger] // 1870‘. Ab 1874 Forstdienst
in Reitzenhain, später Schwarzenberg. Dort zuletzt Geheimer Forstrat und Ehrenbürger der Stadt.
Quelle: Tel. Mitteilung Frau Dr. Göhler, Dresden vom 08.03.2021, einer Nachfahrin von Täger anhand von Unterlagen in Familienbesitz.
Kindheit in den 1950er Jahren in Niederostrau:
Die ,Kaisertreppen‘ führten von der Hartungpromenade über einen Steg über die Kirnitzsch zu einem Kneipptretbecken auf der Wiese (Fundamente dort wohl noch vorhanden). + + +
Je an den beiden Wasserwerken gab es Turbinen zum Pumpen des Trinkwassers hinauf nach Ostrau. [Im Aug./Sept. 2024 wurden das obere Wehr mit einer Riesenbaustelle
von der Landestalsperrenverwaltung gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtliche für 500.000 € für die Fische renaturiert. Geld, um mal den Niederweg für die Menschen auszubauen, ist aber keins da.] + + +
Im Mai 1945 kamen Russenpanzer den Ostrauer Berg hoch, die russischen Soldaten haben bei Schulz-Coppis ein Klavier mit Beethovenbüste entdeckt und Klavier gespielt, anstatt wie befürchtet
groß zu plündern und zu vergewaltigen. Nur die Federbetten haben sie (zur Auspolsterung) mit in den Panzer genommen. + + +
In der schlechten Zeit um 1950 haben die Kinder in der Kirnitzsch täglich bis zu 1 Dutzend Forellen gefangen. Diese wurden auf Haselruten aufgespießt.
Es gab auch Aale, Neunaugen und Schleie. + + +
Die Kinder haben im Alter von 10-12 Jahren seilfrei und fernab elterlicher Aufsicht regelmäßig den Löwenkopf bestiegen. + + +
Im Haus Niederweg 1, 1. OG re. hat in den 1950er Jahren das ausgebombte Frl. Renner, ex Inhaberin (oder Tochter) Kaufhaus Renner, Dresden, gewohnt. + + +
Im Haus Ostrauer Berg 3 (wo auch Schulz-Coppis wohnten) wohnte Fam. Sternkopf, Mann Geograf oder Kartograf, der u. a. Karten der Sächsischen Schweiz lithografiert hat. + + +
In Haus Niederweg 12 um 1950 wohnhaft Frau Grafe, Witwe von Alfred Grafe [† um 1943 im KZ Mauthausen, hat (der Überlieferung nach) in der Nazizeit als Zeuge Jehovas im Zug der Sebnitztalbahn
bei Tunneldurchfahrten Flugblätter ausgelegt. Quelle: J. Scheithauer]. Der Niederweg hieß zu DDR-Zeiten Alfred-Grafe-Weg. + + +
Quelle: Mündlich von Hartmut Schulz-Coppi, Jg. 1942, seinerzeit wohnhaft Ostrauer Berg 3, 03.09.2024
(Bruder von Renate Schulz-Coppi†, ihre Memoiren „Im Wirbel der Zeit“ berichten ebenfalls über das Leben in Bad Schandau und Niederostrau in den 1940er/50er Jahren).