9. Bahnhofsfest Lohsdorf am 25./26. August 2018

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Dampfloktechnik einmal anders

Qualmkunde

Am 25./26. August 2018 veranstaltete der Schwarzbachbahn e. V. sein 9. Bahnhofsfest auf dem Bahnhof Lohsdorf in der Sächsischen Schweiz. Triebfahrzeug diesmal IV K 99 584 aus Oschatz, die am Donnerstag mit Tieflader „eingeflogen“ worden ist. Am Freitag abend konnte man schon einmal den Zug bewundern. Sonnabend Punkt 10 Uhr ging es dann wie immer richtig los:

Bahnhofsfest 2018

Anlässlich des Festes hier einmal ein kleiner Ausflug in eine zu Unrecht nur wenig beachtete Schienenverkehrs-Teilwissenschaft:

Die Qualmkunde

1. Zunächst: Der fast farblose Rauch

Da steht sie nun, die IV K und wartet auf die nächste Zugfahrt. Es ist hinreichend Druck im Kessel, so dass da nicht viel geheizt zu werden braucht und Abdampf gibt es bei Maschinen-Stillstand auch nicht viel. Blick zum Schornstein: Ergebnis ist der fast farblose Rauch. Praktisch das „Standgas“ der Dampflok. Natürlich kann man so eine Lok schon einmal fotografieren, aber so richtig fotogen ist das natürlich nicht:

Fast farbloser Rauch

Geht es nicht auch ein bisschen anders? Selbstverständlich. Lokführer Uwe Jachmann verschwindet kurz in seinem Führerstand ...

Verschiedene Rauchsorten werden vorbereitet ...

... und wird nun zeigen, was sich so machen lässt.

2. Der weiße Rauch

Rauchsorte Nr. 2 ist weiß kondensierendes Abgas.

Zunächst zur Klarstellung: Perfektionisten werden monieren, dass es sich nicht um „Rauch“ oder „Qualm“, sondern um „Dampf“ handeln würde. Klar, das ist der Namensgeber der Maschinen- und Triebfahrzeugart. „Dampf“ ist gewiss nicht ganz verkehrt, aber im technischen Sinn auch nicht völlig richtig, weil ausschließlich die Gasphase bezeichnend. Ganz exakt wäre „Kondensat“ oder „Aerosol“. „Dampflok in Kondensat-Aerosolwolke“ – na das wäre ja eine schöne Bildunterschrift in einem Eisenbahn-Fotobuch. Wenn man hingegen sagt: „Guck mal, wie die Lok qualmt“ weiß doch jedes Kind, was gemeint ist.

Das mal dazu. – So, da haben wir ihn:

Lok mit Kondensat-Nebelwolke

Den weißen Rauch, Qualm oder Dampf. Das klassische Dampflok-Accessoire schlechthin. In meinen Lieblings-Dampflok-Handbüchern, Günther Feuereißen, „Reisen mit der Dampfbahn“, transpress 1988 u. a. zu finden auf den Seiten 15, 31, 32, 50/51, 110, 143. Bei Preuß/Preuß, „Schmalspurbahnen in Sachsen“, transpress 1982 auf der Titelseite des Schutzumschlages abgebildet.

3. Der schwarze Rauch

Doch immer nur weißer Rauch ist auf die Dauer langweilig. Durch das Verfeuern von Araukanischer Echter Pechtanne (Abies rigida amorica) – vom Verein kurz vor dem Fest noch im Unteren Schwarzbachtal geschlagen – lässt sich der ebenfalls sehr fotogene schwarze Rauch gewinnen:

Schwarzer Rauch

Schwarzer Qualm macht ungeheuer viel her, nicht zuletzt durch seinen wertvollen Feinstaubgehalt. Wir finden diese Variatät ebenfalls durchaus häufig in der Dampflokfotografie, u. a. Feuereißen, S. 24, 25, 30, 66, 109 oben, sowie 142. Im Preuß/Preuß findet sich schwarzer Rauch u. a. auf der Rückseite des Schmutztitels.

Weißes und schwarzes Abgas kann auch vielfältig gemeinsam auftreten und sich dann ebenfalls zu gern fotografierten Bildmotiven ausformen.

Doch Schwarz und Weiß ist nicht alles. Es gibt noch einige weitere bemerkenswerte Qualmsorten, die uns Uwe Jachmann gern vorführt.

4. Der braune Rauch

Eine besondere Varietät, die Sammlerherzen höher schlagen lässt, ist der braune Rauch. Diesen zu erzeugen, sind nur sehr erfahrene Maschinisten in der Lage, nämlich durch geschicktes Anblasen der Feuerung nach kurz zuvor erfolgtem kräftigen Durchhaken des Aschekastens. Idealerweise wird dazu eine Kohlensorte verfeuert, die sich durch besondere Minderwertigkeit, also einen hohen Schlackengehalt, auszeichnet. Das ist dann gerade das braune Zeug, was da zum Schornstein rausmacht.

Brauner Rauch

Braunkohle geht aber nicht. Es ist ein populärer Irrtum, anzunehmen, brauner Qualm ließe sich durch Braunkohle erzeugen. Braunkohle geht auf Dampfloks eher überhaupt nicht. Heizwert zu gering. Da könne man ja auch gleich auf die Idee kommen, blauer Rauch ließe sich durch das Verfeuern von Diamanten erzeugen.

Was uns zum letzten Gliederungspunkt überleitet ...

5. Der blaue Rauch

Nur selten beobachtet, wegen seiner Zartheit oft nur von Kennern bemerkt: der blaue Rauch.

Blauer Rauch

Was für ein wunderbares Exemplar! Blauer Rauch kann erzeugt werden, indem man ein gewisses Quantum Maschinenöl in den Stoffkreislauf der Maschine einbringt. Älteren Semestern ist das Verfahren noch von gemischgeschmierten Zweitakt-Verbrennungsmotoren („Pkw Trabant“) her bekannt. Blauen Qualm in Dampflokbüchern aufzufinden, ist nicht leicht. Im Feuereißen werden wir überhaupt nicht fündig. Bei Preuß/Preuß könnte man evtl. die auf den Seiten 87 und 152 gezeigten Varietäten als „blauen Qualm“ durchgehen lassen.

Damit beenden wir unseren kleinen Exkurs in ein leider oft nur unzureichend beachtetes Teil-Wissensgebiet der Dampflokomotiventechnik. Ein herzliches Dankeschön an Uwe Jachmann, der uns dies auf dem Lohsdofer Bahnhofsfest so wunderbar vorgeführt hat. Das ist doch einmal etwas anderes.

 

Es war wieder einmal ein sehr schönes Fest. Das ganze Hohnsteiner Land war auf den Beinen. 2300 Festbesucher reisten von Lohsdorf noch Lohsdorf-Nord und wieder zurück. Der Verein freut sich schon auf das nächste Bahnhoffest im kommenden Jahr. Der Termin steht übrigens schon fest: 31.08./01.09.2019.

Sonntag abend war wieder das Herzstück von Weiche 3 blank gefahren:

Herzstück Weiche III

Das 2019er Bahnhofsfest wird dann übrigens das 10. Fest in Lohsdorf sein. Kinder, wie die Zeit vergeht.


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01.09.2018

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