Schwarze Wanderung
Goßdorf ist ein kleiner Ort im Norden des Elbsandsteingebirges, etwas abseits der großen Touristenrouten. Man kann von Goßdorf aus in das Sebnitztal, zum Goßdorfer Raubschloss oder über Waitzdorf zum Brand wandern. Den Schwarzweg entlang wohl eher nicht, denn - was wird es hier schon zu entdecken geben?
Der Schwarzweg ist nur ein gewöhnlicher Feldweg, der ostwärts zum Schwarzbachtal führt.
Ein paas Nebel, kriechen aus dem Tal hangaufwärts.
Hinter den Feldern geht es in den Wald hinein.
Wir sind richtig, wie der einsame Wegweiser zeigt.
Der Schwarzweg ist nun nur noch ein kleiner Waldweg. Bevor er einen Felssporn erreicht, teilt er sich in drei Wegelein. - Der „südliche Schwarzweg“ biegt als Pfad scharf rechts nach unten ab. Lieber nicht dort entlang, denn vielleicht endet der kleine Steig? - Geradeaus geht ein Pfad weiter, auf den Felssporn. Achtung Sackgasse! - Wir gehen nach links, den „nördlichen Schwarzweg“ entlang.
Der nördliche Schwarzweg führt als kleiner Fahrweg langsam talwärts und erreicht nach ein paar Minuten das Schwarzbachtal. Nun spitz nach rechts abgebogen.
Nichts besonderes, so ein Fahrweg. Und doch kein Fahrweg: Das ist der alte Bahndamm der Schwarzbachbahn, die hier in 750 mm Spurweite von 1898 bis 1951 verkehrte. Wer ganz genau hinsieht, wird nach einigen Dutzend Metern links (östlich) der Strecke eine flache Wildwiese erkennen.
Aber was ist das?
Na, zunächst nur ein Grenzstein. Er markiert eine etwa 15 Meter neben dem alten Bahnkörper verlaufende Grundstücksgrenze an der Hangfußkante. Es ist dies eine Grenze, die im Zuge des Bahnbaus abgemarkt worden ist.
Ein Grundstück 47-50/339, etwa 100 Meter lang und 15 Meter breit. Parallel zum Bahndamm.
Die alte Trasse neben dem Grundstück verläuft hier auf etwa 60 Meter Länge gerade. Eigentlich nichts besonderes. Es fällt allerdings auf, dass dies auch mit der Länge der Bahnhofsgleise in Lohsdorf und Unterehrenberg übereinstimmt.
Ein weitere Spur ist das Streckengefälle. Im ganzen Schwarzbachtal steigt die Strecke mit 1:30 (3,33 %) oder 1:35 (2,85 %) an. Nur hier ist die Steigung mit nur 1:80 (1,25 %) wesentlich geringer. Warum hat man hier die Steigung der Bahn geringer ausgelegt? Vielleicht damit eine der alten Dampflokomotiven auf Bergfahrt besser anfahren konnte?
Von unten (Süden) ein Blick zurück:
Vineta im Schwarzbachtal: Noch heute ist die aufgeschüttete Hangkante rechts und das gut ausnivellierte Planum links deutlich erkennbar. Es darf vermutet werden, dass hier in frühen Jahren der Bahnstrecke einmal ein Ausweichgleis gelegen hat.
Vielleicht war hier auch einmal eine Haltestelle Goßdorf vorgesehen gewesen? Und der Schwarzweg hätte dann als Goßdorfer Bahnhofsstraße gedient? Immerhin ist der Schwarzweg ein doppelt abgemarkter öffentlicher Weg und er endet als Stichweg zu unserem Grundstück. Außerdem ist es von Goßdorf bis hierhin kürzer und weniger abfallend, als bis zum Bahnhof Goßdorf-Kohlmühle. Das mag um 1900, als noch das Pferdenfuhrwerk der Bahnhofszubringer war, ein wichtiger Grund gewesen sein.
Wie dem auch sei - seit vielen Jahren hält das „Vineta-Grundstück“ seinen Dornröschenschlaf ...
Direkt unterhalb, an dem schönen Felsdurchbruch, kreuzte einmal ein Weg die Bahn, um auf dem Gelände der Haltestelle zu enden. Was für ein herrlicher Standort für eine Kreuz- oder Trapeztafel!
Wir verlassen Vineta im Schwarzbachtal durch den markanten Felsdurchbruch. Was ist eine Eisenbahn ohne Tunnel? - Da ist er schon, der Goßdorfer Schlossbergtunnel. Oben befindet sich das alte Raubschloss:
Hinter dem Tunnel führt der Weg über den schönen Sebnitzviadukt.
So eine Wanderung muss angemessen zu Ende gehen.
Und da trifft es sich vorzüglich, dass heute in Altendorf im Gasthaus zum Heiteren Blick großes Schlachtfest ist. Also ein Stück sebnitztalaufwärts und dann über den Pinsenberg nach Altendorf.
Was für herrliche Schlachteplatten!
Wir hatten heute den Schwarzweg, den Schwarzberg und das Schwarzbachtal.
Was schmeckt da zum Essen besser als ein Schwarzbier? Im Heiteren Blick gibt es Schwarzen Steiger vom Fass.
14.03.2007
30.07.2010
30.09.2015