1 BUND-Studie Wildnis in Sachsen 2019
Totalreservat Sächsische Schweiz geplant? (Kapitel 5)

Niemand hat die Absicht den Nationalpark Sächsische Schweiz in ein Totalreservat umzuwandeln

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Kapitel 5: Eine bemerkenswerte Karte in der Wildnisstudie Sachsen von BUND und Nabu

Der halbe Nationalpark gilt bereits jetzt als Totelreservat

Prof. Müller hat vielleicht unglücklich formuliert. Und was in Deutschland und Europa betreffenden Naturschutzstudien steht, muss für den Nationalpark Sächsische Schweiz noch lange nicht zubetreffen. Vielleicht aber doch?

Studie BUND/Nabu

Die beiden großen Naturschutzverbände BUND und Nabu haben eine Studie erstellen lassen: Wildnis in Sachsen, PDF hier.

Auf Seite 11 gibt es eine Karte, die man sich einma genauer ansehen sollte:

Karte S. 11
Übersichtskarte Nationalpark Sächsische Schweiz mit aktueller Zonierung

In der Legende der Karte gibt es einen Eintrag „Ausgewiesenes Totalreservat“. Dunkelblaugrüne Totalreservatsgrenze vor dunkelblauem Hintergrund, es ist nicht ganz leicht zu erkennen. Bei genauerem Betrachten ist es aber eindeutig. Wir zoomen uns da etwas hinein und hinterlegen es mit unserer aktuellen Wanderkarte. Zur zusätzlichen Verdeutlichung beschriften wir die „ausgewiesenen Totalreservate“ rot mit „Totalreservat“ bzw „TR“ und nummerieren sie durch.

Karte S. 11 vergrößert, kommentiert und nummeriert

Wir reiben uns erstaunt die Augen. Was ist denn das? Etwa die Hälfte des Nationalparks ist plötzlich „Totalreservat“. Dagegen sind die kleinen DDR-Totalreservate, die es bis 1990 mal gegeben hat, gar nichts (zum Vergleich gelb eingetragen). Im Einzelnen sind 22 Reservatsflächen zu erkennen:

  1. Gründe westlich Lohmen
  2. Kohl- und Reingrund Wehlen
  3. Gebiet östlich der Bastei
  4. Rathener Felsen
  5. Zeschnigleite
  6. Bärenhohl Hohnstein
  7. Polenztal
  8. Tiefer Grund
  9. Ochelwände
  10. Schulhainbrüche am Lilienstein
  11. Liliensteingebiet
  12. Hohe Liebe
  13. Kuhstall – Großstein – Knechtsbachtal
  14. Schrammsteine – Affensteine – Thorwald
  15. Lorenzsteine
  16. An der Pietzschmühle
  17. Arnstein
  18. An der Räumichtmühle
  19. Teichstein-Heulenberg
  20. Pohlshorngebiet
  21. Gebiet südlich Hinterhermsdorf bis zum Kirnitzschtal
  22. Am Taubenstein Hinterhermsdorf

Man fragt sich einigermaßen entsetzt: Was sind das für seltsame, klammheimlich erfolgte „Ausweisungen“?

Zufall? Kleine missverständliche Fehlinterpretation? Ich weiß nicht:

Quellenangabe Totalreservate auf S. 9  S. 9

Die Totalreservatsflächen wurden per „Abfrage digitaler Daten“ vom „Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie“ (LfULG) übermittelt. Das LfULG untersteht dem Umweltministerium.

Es ist also weder ein Irrtum, noch ein Fehler und auch keine Privatmeinung, sondern unsere ganz offizielle Regierungspolitik:

Weite Teile der Sächsichen Schweiz werden vorsätzlich und systematisch in ein Totalreservat umgewandelt. Das sind ganz langfristige Planungen der Naturschützenden, aber irgendwann wird es geschafft sein. Hier passiert genau das, was in der Naturschutz-Fachliteratur seit Jahren akribisch gefordert und geplant wird und auch Prof. Müller hat das zwar nicht so gemeint, jedoch dann eben mal zufällig richtig bezeichnet: Totalreservat.

So könnte der Eindruck entstehen, dass wir mal wieder systematisch ausgetrickst und eingewickelt werden.

 

Ich darf mich nicht so aufregen. Es ist doch nur eine völlig unverbindliche Karte in einer völlig unbedeutenden Studie. Klar machen da so Naturschutzvereine eben immermal Studien. Das sind rein private Vereine, die haben überhaupt nichts mit dem Umweltminister zu tun.

Niemand hat die Absicht die Sächsische Schweiz irgendwie in ein Totalreservat umzuwandeln. Das sichert uns ja auch die Nationalparkverwaltung immer wieder zu. Nehmen wir sie doch einfach beim Wort.


 

Die Thorwaldeichen

Die Thorwaldeichen  Die Thorwaldeichen

Mitten im Thorwald stehen acht große Eichen. Sie sind von schlankem, hohen Wuchs, weil sie immer wieder von der Fichte weiter nach oben getrieben worden sind. Teerringe künden von ihrem Kampf in der 1920er Nonnenplage. Jetzt, 100 Jahre später hat gerade der Borkenkäfer wieder einmal die Fichten geholt. Die Eichen haben ihm trotzen können. Doch nun stehen sie frei und müssen dem Sturm allein standhalten. Einige Eichen in der Nähe sind bereits abgestorben. Oben sieht man Trockenäste. Doch Moos haben sie noch nicht angesetzt. Die Sonne wird ihnen in den kommenden Jahrzehnten viel Kraft geben, bis die Fichten wieder einmal hochgewachsen sein werden. Es ist ein ewiger Kampf. Ich raste unter den Bäumen und denke an Eduard Hermann Täger, Kgl. Oberförster im Forsthause zu Ottendorf, so steht es im Sächsischem Staatshandbuch von 1873 auf S. 288, Geheimer Forstrat und Ehrenbürger von Schwarzenberg, so die Wikipedia.


 

Ein herzliches Dankeschön geht an Marco Angermann, Rosenthal, der mich auf diese Studie aufmerksam gemacht hat.

21.06.2023 Initial. Es können noch einige Tippfehler drin sein.
03.08.2023 Releasestand.
29.02.2024

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