Die alte Pohlshornkarte 1 : 10 000

Die Pohlshornkarte ist außer einem kleinen Ausschnitt im Berichtsband VII des Arbeitskreises Sächsische Schweiz noch nie veröffentlicht worden. Die Karte habe ich mit Tusche auf 3 Transparente gezeichnet, aber irgendwann waren die alten Zeichnungen verschollen. Ich hatte es schon aufgegeben, diese Karten jemals wiederzufinden und war ganz traurig.

Ende 2025 hat sich eine Schublade in einem Kartenschrank verklemmt. Als alle Schubladen herausgenommen waren, fand ich die Transparente unter der untersten Schublade auf dem Schrankboden.

Grundrisszeichnung

Transparentzeichnung Pohlhorngebiet/Grundriss

Reliefzeichnung

Transparentzeichnung Pohlhorngebiet/Relief

Netzzeichnung

Transparentzeichnung Pohlhorngebiet/Netz

Gesamte Reinreproduktion

Strichreproduktion


 

Wann habe ich die Pohlshornkarte eigentlich gezeichnet?

In alten Tagebüchern geblättert

In Tagebüchern habe ich die Aufnahme genau festgehalten, mit Quartier in der Fernblickboofe. Auch von der Zeichnung finden sich Einträge, letztmalig am 13.06.1986:

08.04.1984: Aktion Sauberes Gebirge, Villa Bärenhaut [unterhalb Winterbergspitzen] und Idagrotte saubergemacht.
14.08.1984: (Di.) Urlaub. 7:20 Uhr mit Bus [von Sebnitz] zur Räumichtmühle, Beginn Pohlshorn-Aufnahme, bis 18 Uhr (10 Std.), → Villa Fernblick, keiner da.
15.08.1984: 10-20 Uhr Pohlshorn-Aufnahme, Zätzschenhorn, → Bove.
16.08.1084: 12-20 Uhr Heulenberg aufgenommen, → Bove.
17.08.1984: Auf, gepackt, groß reine gemacht, Holz, gekehrt, Abschied von der Villa. 12-16 Uhr noch Pohlshorn-Aufnahme, Zeughaus (neuer Kneiper).
08.09.1984: (Sa.) 3 Std. Arnstein kartiert, damit ist Pohlshorn fertig aufgenommen, gesamt 35 Std.

05.04.1985: Fernblickboofe (Osterwochenende)
10.04.1985: [Ungarn]
14.04.1985: Aktion Sauberes Gebirge, am Beuthenfall Säcke vom Schwer-Sig geholt.
23.05.1985: Anend Pohlshorn-zeichnung vorbereitet.
24.05.1985: Pohlshorn-Reinzeichnung mit Transparent auf Fotokopie vom Messtischblatt. 3 Std. Signaturen und Landstraßen.
25.05.1985: Bin den ganzen Tag zu Hause und zeichne 6 Std. Pohlshorn.
26.05.1985: Den ganzen Tag zu Hause Pohlshorn gezeichnet, Wegenetz fertig.
02.06.1985: 1 Std. Felsen in Pohlshornkarte eingetragen.
13.06.1985: Pohlshorn Felsen gezeichnet.

05.01.1996: abend endlich mal wieder nach 2 Monaten Pohlshorn gezeichnet, 2 Std. Felsen.
07.01.1986: abend 2 Std. Pohlshornkarte gezeichnet, Felsen fertig.
18.01.1986: [System für Ungarn generiert]
08.05.1986: Einen Abgestürzten unterhalb der Basteibrücke zu retten versucht, vielleicht 10-15 m tief geflogen, mit Berndt beatmet, nach 2 Stunden kam die Ärztin, da war er schon tot.
13.06.1986: Abend Pohlshorn Höhenlinien gezeichnet.
16.06.1986: Brief an Forst/Naturschutz wegen Boven editiert und gedruckt.
23.06.1986: [Flug nach Budapest]
19.07.1986: Marienhöhle, weiter zum Kleinen Kuhstall. Zettel von Bovenkontrolleuren da (Bovenverbot). Reiten ins Zeughaus ein, da sind paar Typen da, die pro Nase Pfingsten je 100,00 M berappen mussten, wegen Boven (!) in Rathen.
25.08.1986: Zu Hause bissl Karte gezeichnet (Pohlshorn-Relief).
20.09.1986: Mit Bus → Neumannmühle, im Gr. Zschand: Naturschutzkontrolle durch Heinz Kittner. Lässt uns weitertippeln, nachdem er gemerkt hat, dass wir ihn kennen - und empfiehlt uns die Fernblick (!), naja, damit ist der Mythos Heinz Kittner gestorben. In Fern-Blick nächste Naturschutzkontrolle. Von einem ganz Verbissenen. Will im Winter mit 2 Kanistern Benzin wiederkommen, um Bove niederzubrennen. Ich schlafe draußen im Freien. Der Verbissene auch.
25.09.1986: [Ende aller meiner Tagebücher]

 

Boofen 1986 und 2026

Meine Tagebücher offenbaren aber noch etwas anderes.

Da kriege ich doch glatt ein kleines Déjà-vu: Über lange Jahre war Boofen in der DDR eine wunderbare Sache. Ab 1986 gab es dann aber so eine „Bergsteiger-Law-and-Order-Truppe“, die sich mit dem Motto „Wir sind die Guten und die anderen sind die Bösen“ zusammengefunden hat, um Streife zu gehen und Boofern nachzustellen. So gab es also schon vor der Nationalparkgründung eine Art Proto-Nationalpark.

Im Nationalpark wurden dann ganz viele Boofen abgerissen und verboten. Allerdings gibt es auch 58 erlaubte Boofen, zeitweise sogar mit Logo „Boofe mit Feuerstelle“.

Doch nun scheint es, als ob wir uns nach 40 Jahren wieder der Zeit von 1986 annähern. Auch heute soll gerade einmal wieder Boofen mehr oder weniger verboten werden. Das Bußgeld sind nicht mehr 100,00 M, sondern wegen Waldsperre und Waldbrandgefahr schnell auch mal 2500,00 €, selbst ohne Feuer. Statt ehrenamtlicher selbsternannter Kontrolettis kommt der Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera. Und statt Boofenausweis überlegt sich das Umweltministerium digitale Permits oder Onlineschulungen, was vielleicht auch bissl bissl weltfremd ist, wenn man bloß mal paar Tage draußen in der Natur sein will.

Die Argumente anno 1986 und 2026 ähneln sich. Es sind immer wieder die „naturunverträglichen Nicht-Bergsteiger,“ denen man das Boofen verbieten müsse und mal wieder wird „alles immer schlimmer“ und „überlaufener“ und die Leute suchen ja bloß „das Abenteuer“ und haben „überhaupt keine Ahnung“ und „halten sich an keinerlei Regeln“ und machen „die Natur kaputt“ und so geht es eben nicht.

War eigentlich auch 1909 schon so, aber das ist hier nicht das Thema.

 

Mein Bergsteigerausweis

Mein Bergsteigerausweis vom 08.05.1983 Mein Bergsteigerausweis vom 08.05.1983


13.12.2025

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